Das Konzept ist ein umfassendes, neuro-physiologisch orientiertes Therapiekonzept für Kinder und Erwachsene mit sensomotorischen und orofazialen Störungen.
Dr. med. Juan José Brondo und Dr. med. Rodolfo Castillo Morales entwickelten gemeinsam das Konzept der Orofaziale Regulationstherapie (ORT, Castillo Morales), wohingegen sich das Konzept der Neuromotorischen Kontrolle (NMK, Brondo) abgrenzt.
Das Behandlungskonzept
Für die orofaziale Regulationstherapie (ORT) sammelten Brondo und Castillo Morales und ihre Erfahrungen aus der Arbeit mit Kindern mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, Down Syndrom, muskulären Hypotonien, neuromuskulären Erkrankungen und Zeralparesen.
Ab einem gewissen Zeitpunkt trennten sich die therapeutischen Wege der Begründer des ORT Konzepts. Brondo entwickelte das Konzept weiter und nennt es Neuromotorische Kontrolle (NMK). Dies umfasst die Dysfunktion und Therapie des cervico-cranio-orofaziale Systems (CCOFS) und die Neuro(re)habilitation von Patienten mit sensomotorischen Störungen.
In diesem Konzept werden komplexe Handlungen wie Saugen, Schlucken, Atmen, Kauen sowie mimische Bewegungen angebahnt und verbessert. Das Konzept wird bei Kindern und Erwachsenen mit sensomotorischen Störungen im Bereich des Gesichts, sowie des Mundes und Rachens, angewandt und ist besonders für die Behandlung von Saug-, Schluck -, Atem-, Kau- und Sprechstörungen geeignet.
Diese Behandlungsart eignet sich ebenfalls für erwachsene Patienten mit erworbener oder angeborener Facialisparese, Dysphagie, Sprechstörung bei Schlaganfall und anderen neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, Multiple Sklerose u.a.
Die Behandlung dient auch der Vorbereitung der Muskulatur (regulación o adaptación del tono a la función) für die Funktionen beim Essen, Trinken und Sprechen. Durch die Stimulation bestimmter Bereiche des orofazialen Komplexes werden die sensomotorischen Bewegungsabläufe der mimischen Muskulatur sowie der Zungen-, Kau- und Schluckmuskulatur verbessert und die Atmung positiv beeinflusst.
Zur Unterstützung der Therapie ist in einigen Fällen eine individuell von Kieferorthopäden angefertigte Gaumenplatte hilfreich. Sie verfolgt die gleichen Ziele wie die Übungsbehandlung und unterstützt diese positiv.
Die Therapie setzt exaktes Wissen über die muskulären Verläufe, ihre Innervierung, die verschiedenen Muskelsinergien, Muskelfunktionen, die Entwicklung der physiologischen Funktionen des orofazialen und gesamtkörperlichen Komplexes und die Wechselwirkung dieser Systeme und ihre Verarbeitung im Gehirn voraus.
Der Therapieansatz für Säuglinge und Kinder orientiert sich an der normalen sensomotorischen Entwicklung des Kindes. Die taktil-propiozeptiven und motorischen Erfahrungen werden durch Behandlungstechniken wie Dehnung, Zug, Druck und Vibration eingeleitet.
Ziele der Behandlung
- eine Verbesserung der aktiven Aufrichtung und Bewegung
- einer Aktivierung und Regulierung der Funktionen wie Saugen, Schlucken und Speichelkontrolle
- eine verbesserte Wahrnehmungsentwicklung (Sehen, Spüren, Hören)
- eine Verbesserung des Kauens, der Mimik sowie der allgemeinen Artikulation
- eine verbesserte Koordination der sensomotorischen Entwicklung des Kindes
Regelmäßige Behandlung
Für den Erfolg des Behandlungskonzeptes ist eine regelmäßige Behandlung nötig. Die Eltern werden unterstützt und in ihren elterlichen Kompetenzen bestärkt. So können sie regelmäßig nach intensiver Anleitung des Therapeuten kleinere Übungseinheiten zu Hause wiederholen.
Ein weiteres, wichtiges Ziel der Behandlung ist die Vermeidung von Kompensationsstrategien, die zu ungewünschten Komplikationen führen können. Ziel ist eine Erweiterung der nonverbalen und verbalen Kommunikationsmöglichkeiten. Somit folgt daraus auch eine Förderung der Selbständigkeit, beispielsweise bei der Kommunikation, des Essens und des Trinkens, sowie der Fortbewegung.
Behandlung von Frühgeborenen, Säuglingen, Kindern und Erwachsenen mit:
Neurologische Erkrankungen
- zentralmotorischen Störungen und Mehrfachbehinderung zum Beispiel bei Cerebralparese
- Zustand nach Schädel-Hirn-Trauma, z. B. mit Querschnitts Symptomatik
- Zustand nach Schlaganfall
- peripheren Paresen z. B. Plexusparesen oder Myelomeningozelen
- neuromuskulären Erkrankungen (z. B. MS, Parkinson …)
- Facialisparese
Angeborene Fehlbildungen / Dysfunktionen der Muskulatur und Knochen
- angeborener Gesichtsfehlbildung z. B. Lippen-Kiefer-Gaumenspalte
- Saug-, Trink- und Fütterstörung, erhöhtem Speichelfluss
- Muskelhypotonie beispielsweise bei Down-Syndrom, Prader-Willi- Syndrom
- Syndrome wie Moebius-Syndrom, Pierre-Robin-Sequenz, Franceschetti-Syndrom
Erworbene oder angeborene Dysfunktionen
- muskulären Kiefergelenksbeschwerden (CMD)